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Leben mit einem Fanconi-Hund von Dr. Susanne Altweger

Erfahrungsbericht

Immer wieder, wenn ich mich mit dem Thema befasse, spüre ich viele Emotionen. Viel Liebe für den ersten Basenji, der mit mir lebte: Irette - sie war im relativ späten Alter von etwa achteinhalb Jahren an Fanconi erkrankt. Damals wurde über Fanconi in Deutschland noch wenig berichtet und ich ließ mir sehr viel Literatur in Englisch kommen.

Nachdem der erste Schock überwunden war - mein Tierarzt meinte unbehandelt würde die Krankheit zum Tode führen - nahm ich den Kampf sofort auf.

Ich behandelte streng nach Dr. Gonto - allerdings ergänzt durch Homöopathie.

Ironie des Schicksals - mein damaliger Tierarzt der meinte “na ja, wenn der Hund dran glaubt“ wurde von meinem Hund überlebt. Irette wurde 14 ½ und bis eine Woche vor ihrem Tod, war sie putzmunter. Ungewohnt war, dass ich, als sie älter wurde, plötzlich einen „braven“ Basenji hatte, der aufgrund nachlassenden Seh- und Hörvermögens bei Fuß ging.

Die ersten Jahre waren nicht ganz so schlimm. Dank regelmäßiger ca. ½jähriger Untersuchungen, konnte ich sie gut einstellen. Basis ist bekanntermaßen das Natrium Bicarbonat - bei uns einfach und billig als Bullriech-Salz im Handel. Die Tabletten wurden sorgfältig in Leberwurstkügelchen verpackt und so auch meist willig genommen.

Später musste ich sehr trickreich vorgehen, sie wollte die Tabletten nicht mehr schlucken,

Sie fraß sorgfältig die Leberwurst weg und das grausige Zeug blieb liegen. Ich wechselte Wurstsorten, Tartar etc., musste mir ziemlich viel einfallen lassen. Ich hatte großes Glück - die teuren Blutgasanlaysen bekam ich von einem Klinikchef gegen kleine Spenden und die homöopathischen Spritzen spendierte „Herrchen“, der Arzt war. Auch das fundierte Wissen darum kam von ihm. Irette war  kein wehleidiger Hund, wenn man sagte „Irette Spritzi“ hielt sie den Po hin. Es war unglaublich, Irette war in vielem ein Ausnahmehund.

Bekanntlich trinken Fanconi Hunde riesige Mengen Wasser und scheiden oft und viel hellen Urin aus. Am Tage ist das für die Besitzer kein Problem, wohl aber in er Nacht. Irette hielt bald auch nachts nicht mehr durch und ich musste raus mit ihr, meist um 4 Uhr früh. Sie meldete - und auch unglaublich für Basenji Besitzer- ich ließ sie bei der Tür raus, sie lief ihr Pfützchen machen, und schwupp war sie wieder an ihrem Lieblingsplatz, am Fußende unter der Bettdecke.

Auch da hatte ich Glück, ich wohnte günstig in einer verkehrsarmen Sackgasse. Ein einziges Mal in all den Jahren kam sie nicht zurück - sie hatte einen Knochen gefunden. Als es ihr draußen zu kalt wurde, schleppte sie ihn an und dachte ernsthaft, sie könne ihn bei mir im Bett verzehren. Aber so viel Toleranz bringe ich nicht mal einem Fanconi Hund entgegen. Wir lernten beide schnell wieder einzuschlafen.

Trotzdem, ich wusste, es würde schlimmer werden. Später musste sie 2-mal pro Nacht raus und da habe ich eine Wohnung mit Garten gefunden. Es war eine große Erleichterung nur die Gartentür zu öffnen und sie sicher zu wissen.

Bei lange fortgeschrittener Krankheit musste schließlich alles mit inkontinenz-Einlagen ausgelegt werden. Es kam zu immer öfteren Spontanurinieren im Schlaf. So hatte ich die Krankheit im übrigen bemerkt. Irette hatte im Schlaf ins Bett gepinkelt. Ich wusste nichts von Fanconi und dachte - sehr menschlich – es wäre ihr wie einem Menschen gegangen, der geträumt hätte. Es kam nämlich dann ein halbes Jahr nicht mehr vor. Heute weiß ich mehr und könnte schneller handeln. Irgendwann wirkte sie müde, lustlos.

Das Blutbild ergab nichts, ich wurde heimgeschickt. Ich hätte einen gesunden Hund. Wieder war wertvolle Zeit vergangen. Dann auffällig viel Trinken und immer wider spontanes Urinieren im Schlaf. Ich war alarmiert und dann hatten wir endlich die richtige Diagnose.

Fanconi ist eine Herausforderung an den Hundehalter bzw. die Halterin. Es erfordert Disziplin und Einsatz, Bereitschaft zu regelmäßigem Arztbesuchen, täglicher Verabreichung von Medikamenten und Einhaltung strikter, proteinreduzerter Diät. Wir nahmen UD und HD von prescription diet - teuer und für den Hund wenig wohlschmeckend. Also kochte ich meist selbst proteinarm (wenig helles Fleisch, Fisch, mit viel Beifutter). Fanconi ist wie Diabetes - tägliche Behandlung ist obligatorisch.

Bewegung ist gut für den Hund, schon wegen der vermehrten Sauerstoffzufuhr. Irette war etwas bequem geworden. Dieses Problem löste ein junger Basenji exzellent. Unser geliebter Taylor kam ins Haus, mischte auf und vertrieb Selbstmitleid und traurige Gedanken. Er ist der witzigste und wundervollste Hund den ich je hatte. Ein „Belohnungsbasenji“ - der keine Schwierigkeiten macht. Er hat Irette das Leben mindestens so gut verlängert, wie meine Behandlung. Jetzt ist er 9 Jahe alt und obwohl aus einer gefährdeten Linie stammend, zeigt er bisher keine Anzeichen. Ich teste mit denken Streifen, lasse aber auch halbjährlich Urin untersuchen - toi toi toi - bis jetzt ist er gesund. Ich glaube nicht, dass Irette unter ihrer Krankheit gelitten hat. Es besteht nicht der geringste Grund, einen Fanconi-kranken Hund frühzeitig einzuschläfern. Irette lief mit 12 Jahren noch begeistert ein Cursing, wurde in dem Alter noch schönste alte Hündin auf einer Ausstellung. Eine Woche vor ihrem Tod, büchste sie noch zur Kaninchenjagd aus. Dann ging alles ganz schnell. An einem Sonntag übergab sie sich heftig, dann begann sie zu verfallen. Der HB-Wert sank dramatisch. Sie bekam Gelbsucht und trotz Infusionen zeichnete sich ein totales Leber- und Nierenversagen an.

Es war von meinem Gefühl her genau der richtige Tag, sie hinüber zu begleiten. Die Sonne schien, sie lag in ihrem Lieblingsstuhl und nahm ein Sonnenbad. Sie war sehr müde, fraß nicht mehr, reagierte kaum noch. Der Arzt kam ins Haus, ich streichelte ihren Kopf und sie schlief sanft ein. Ich habe sie sehr geliebt.

 

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